Kaiserschnitt bis Hausgeburt – Interview mit Caroline Oblasser
Caroline Oblasser ist unter anderem Bestsellerautorin und zweifache Mutter. In ihrem Interview berichtet sie von ihren eigenen Erfahrungen bezüglich der Geburt ihrer Kinder, die sowohl im Krankenhaus als auch zu Hause zur Welt kamen.
Dass es unwichtig ist, welche Herkunft du hast oder was du kannst oder bist. Der Kaiserschnitt kann jede treffen.
Kannst du kurz erläutern, warum es bei der Geburt deines ersten Kindes zu einem Kaiserschnitt gekommen ist?
Ich habe mich schutzlos ausgeliefert und Maßnahmen an mir zugelassen, von denen ich die Auswirkungen nicht abschätzen konnte. Es ist allerdings sehr schwer, unter Wehen gewisse ärztliche Maßnahmen abzulehnen. Als wehende Frau bejahst du alles Mögliche, der Experte wird schon wissen
Warum gibt es deiner Ansicht nach so viele unnötige Kaiserschnitte gerade in Deutschland?
Das ist nicht nur ein deutschlandweites Phänomen, das ist ein weltweites Phänomen. Forensische Gründe, also juristische Klagegründe spielen eine wichtige Rolle. Und die Vorstellung von Frauen und Männern, in der Klinik in „Sicherheit“ zu sein. Dann tauchen immer wieder Geschichten über die „Rettung“ von Kindern durch Kaiserschnitt auf, und wenn man sich die Einzelheiten anhört, sind die allermeisten Kaiserschnitte unnötig und hausgemacht.
Was hätte dir vor und während der ersten Geburt so sehr geholfen, sodass es eventuell gar nicht erst zum Kaiserschnitt gekommen wäre?
Freundinnen, die normal geboren haben, und eine Hebamme, die mich unterstützt. Generell Erfahrungen über das Gebären. Ich hatte studiert, habe gearbeitet, der Bauch wurde größer, das Wissen über das Gebären blieb mickrig klein. Was ein Fehler war, wie sich herausstellen sollte.
Für dich kann diese Erkenntnis, deine Erlebnisse zwar nicht mehr rückgängig machen. Aber für alle zukünftigen werdenden Mamas, die deine Texte und Bücher lesen, kann es von enormer Bedeutung sein. War das für dich auch eine Motivation, über die Themen Kaiserschnitt und Hausgeburt Bücher zu schreiben?
Genau. Bei „Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht“ habe ich mein Trauma aufgearbeitet – und viele Teilnehmerinnen aus dem Buch taten dasselbe. Dieses Buch hilft Frauen, die tief innen spüren, der Kaiserschnitt war nicht OK, wie haben andere Frauen diese Situation erlebt? Und „Luxus Privatgeburt“, das ich gemeinsam mit der Hausgeburtshebamme Martina Eirich schrieb, ist ein riesengroßes Dankeschön an meine wundervolle erste selbstständige Hausgeburt. Ich dachte: Da muss es doch noch viel mehr Frauen geben, die das so grandios erlebt haben. Martina und ich sammelten also Berichte und Fotos, und die Energie, die einem da entgegensprüht, ist wirklich unglaublich stark.
In deinem Buch „Luxus Privatgeburt“ geht es also um das Thema Hausgeburten. Wieso findest du, dass es Luxus ist, ein Baby zu Hause zu gebären?
Weil du über alles selbst bestimmen kannst und Herrin der Lage bist. Ein Umfeld vorausgesetzt, das dich unterstützt und trägt. Es ist ja heute keine Selbstverständlichkeit mehr, dass Babys zu Hause kommen dürfen – wenngleich die überwiegende Mehrheit wohl dort gemacht wird 😉
Privat gebären, in der gewohnten Umgebung zusammen mit vertrauten Menschen. Warum lehnen die allermeisten Frauen ein solches Geburtserlebnis kategorisch ab?
Weil ihr Arzt oder ihre Ärztin des Vertrauens keine Empfehlung hinsichtlich dieser Geburtsmethode abgibt und das Umfeld (Freundinnen, Mütter, …) auch nicht zu Hause geboren hat. Übrigens, was ganz witzig ist, Hebammen gebären sehr oft zu Hause. Das hat sich bei „Luxus Privatgeburt“ gezeigt. Die Hebammen sind gut informiert, haben das entsprechende Netzwerk und wissen: Zu Hause kann ich es so machen, wie ich es möchte, und muss mich nicht auf die Meinungen und Entscheidungen Dritter einlassen. Mein Tempo. Meine Geburt.
Ab welchem Zeitpunkt war für dich klar: mein nächstes Baby kommt zu Hause zur Welt? Gab es ein Schlüsselerlebnis?
In „Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht“ gab es schon die ein oder andere Frau, die nach der Sectio spontan geboren hat. Ich dachte: Das wäre doch eine Option. Denn eigentlich hatte ich die Hausgeburt insgeheim schon beim ersten Kind vorgehabt, doch leider ging die Hebamme, die ich damals in der Schwangerschaft anrief, nicht ans Telefon. Ich probierte es nicht nochmal und traf sie bei einer Ausstellungseröffnung mit Bildern aus dem Kaiserschnittbuch am Podium. Da sagte ich ihr: „Hätten Sie damals abgehoben, gäbe es das Buch nicht und die Ausstellung auch nicht. Dann hätte ich normal geboren.“ Zum Glück kam ich über das Kaiserschnittbuch an meine Hausgeburtshebamme der zweiten Geburt. Als sie mir klarmachte, dass sie mir beistehen würde, war ich sehr erleichtert. Beim zweiten Kind hätte ich mir nach der Sectio wohl noch keine Alleingeburt zugetraut.
Wie liefen deine Hausgeburten ab? Wer war noch dabei?
Beim zweiten Kind waren das Baby und die Hebamme dabei. Beim dritten Kind war nur das Babys dabei und für die restliche Familie hatte ich Schlaf bestellt. Ich könnte dir jetzt Stunden lang über die Magie meiner dritten Geburt erzählen. Ich war noch nie so klar wie in dieser Nacht, notierte auch das Wichtigste und blickte regelmäßig auf die Uhr. Schließlich wollte ich fertig sein, bevor die Familie erwacht. Das Baby weihte ich in meinen Plan ein, was blendend funktioniert hat. Körperlich war ich top fit, schwamm am Tag vor der Geburt noch einen Kilometer in guter Zeit und machte viel Yoga. Der Bauch beim dritten Kind war der straffste von allen drei Schwangerschaften. Ich hatte recht zügige, unkomplizierte Hausgeburten, wobei die letzte Geburt die rascheste war.
Wenn du allen Frauen, die gerade schwanger werden wollen oder schon schwanger sind, drei Dinge sagen könntest – was wäre das?
Bleib gesund und halte dich fit. Informiere dich und lass dir keine Ammenmärchen auftischen.
Schaffe dir das für dich perfekte Netzwerk und Umfeld, um verletzungsfrei spontan gebären zu können.
Vielen DANK, liebe Caroline, für deine Erfahrungen, die du mit uns geteilt hast und für deine wundervollen Bücher!